Finanzpornografie: Tanze, solange die Musik spielt!

In Zeiten des billigen Geldes, sind natürlich auch die Aktienmärkte vollgepumpt und künstlich aufgebläht. Dass hierbei sportliche Bewertungen von Unternehmen an der Börse entstehen können, ist klar.

Was passiert derzeit tatsächlich im Markt?

Wir erleben Szenarien, die eigentlich nur von den schlechtesten Schreiberlingen Hollywoods stammen konnten. Denn die Art von Finanzpornografie, der man derzeit ausgesetzt wird, kann nur durch exzessiven Drogenkonsum erklärt werden.

Wir sehen einen absurden Börsengang von Beyond Meat, einem Unternehmen, das „veganes Fleisch“ herstellt und innerhalb von wenigen Tagen von 25 $ Ausgabepreis auf fast 100 $ schießt.  Es genießt somit eine Bewertung von ca. 4 Mrd. $. Wir haben hier ein Unternehmen, das im letzten Jahr lediglich ca. 33 Mio. Umsatz generiert hat. Mit diesen wurden 30 Mio. $ Verlust erwirtschaftet. Der CEO prognostiziert sogar, dass sich dies die nächsten Jahre wohl nicht ändern wird. Ja, es mag ein Wachstumsmarkt sein, aber wir reden immer noch von zusammengepressten Erbsen mit Soja und Bohnen, und keine komplizierte Raketentechnik, mit der man zum Mars fliegen kann.

Doch der Markt ist voll von diesen „Wachstums-Stories“. Tesla, Uber, Lyft, GrubHub, HelloFresh, Netflix und noch viele weitere teilen eine Gemeinsamkeit. Sie sind irrwitzig hoch bewertet und verbrennen Geld in großen Mengen. Wer sich heute als Value-Investor definiert, der in Unternehmen mit solider Bilanz und Gewinnen investiert, ist hochgradig out.

Warum ist das so?

Menschen und Unternehmen (vor allem im Investmentbereich) verfallen oft dem Herdentrieb. Macht es einer und holt sich dadurch erfolgreich Marktanteil und Wachstum, so machen es alle nach, weil sie keine eigenen Marktanteile verlieren wollen oder Manager nicht schuld sein wollen, wenn sie das „next big thing“ verpassen. Und da vorhandenes Geld aufgrund der quasi nicht vorhandenen Zinsen investiert sein muss, akzeptiert man auch irrationale und aberwitzige Börsenstories.

Mir wurde einmal gesagt, dass gute Investmentmöglichkeiten sich wie Züge am Bahnhof verhalten. Es kommt auf jeden Fall der nächste. In letzter Zeit hat man aber eher das Gefühl, dass man nicht am Boden mit unterschiedlicher Geschwindigkeit fährt, sondern mit Luftballons gen Himmel reist. Hierbei steigt man so lange höher, bis er hoch genug oben platzt und herunterfällt. Deshalb müssen alle zur Musik tanzen, solange sie spielt.

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